Freitag, 26. Januar 2007

Epidemien und Ernährungsethik

So, die derzeit in Irland wütende Grippe-Epidemie habe ich hiermit auch überlebt.
Gestern bin ich sogar schon wieder in die Uni gegangen, obwohl noch Restfieber durch meine Adern waberte, aber meine Motivation kennt dieses Semester wirklich keine Grenzen.
Ich hab jetzt auch einen Internet-Seminar in Germanistik belegt.
Nicht, dass ich da irgendetwas über das Internet beigebracht kriege, nein, stattdessen muss ich bloggen, und zwar in unserem Seminarblog.
Mein neuer Mitbewohner bloggt da übrigens auch: John Smyth, der Mann aus Tipperary.
John gehoert zu den Menschen, die aus ethischen Gründen keine Bananen braten, weil eine Banane einem Delfin entschieden zu ähnlich sieht.
John's Ex-Mitbewohner, der Sean, ist übrigens auch in dem Internetseminar und bloggt die ganze Zeit über seine Band.

Samstag, 20. Januar 2007

noch ein unterschied

Die Deutschen nennen es "Orkan".
Die Iren nennen es "Wind".

Donnerstag, 18. Januar 2007

das gesetz des dschungels

Gestern Morgen bei der Englischkurs-Einschreibung triumphierte ich dank eiserner Disziplin und sanfter Ermahnungen an sich vordrängelnde dicke Amerikanerinnen.
Um fünf Uhr morgens hab ich mich aus dem Bett gequält, um mich durch Regen, Sturm und Hagel (im Ernst! biblische Ausmaße!) bis zum Quadrangle Building durchzuschlagen.
Dort angekommen saß ich in nassen Klamotten zwischen lauter Amerikanern ungefähr zwei Stunden lang herum.
Die Amerikanerin vor mir hatte zwei Freundinnen, die sich zu ihr gesellten und sich auf diese Weise dreist vor mich drängelten.
So gegen halb acht tauchte aber mein Ex-Dozent auf, der Conor, und verteilte Zettelchen mit Nümmerchen, um die Reihenfolge festzulegen, so dass ich bis zum offiziellen Beginn der Einschreibung noch für eine Stunde nach Hause konnte, mich duschen und was Trockenes anziehen (was auf dem Rückweg zur Uni natürlich sofort wieder nass wurde).
Als Conor aber die Zettelchen verteilte, sprach ich die beiden sich vorgedrängelt habenden Amerikanerinnen vor mir mit sanfter Stimme darauf an, dass ich ja eigentlich vor ihnen gewesen sei.
Sie sagten oh sorry, sorry, ja natürlich darfst du vor, und guckten dabei aber sehr böse.
Ich hatte also Nummer 66 und die beiden dicken Amerikanerinnen 67 und 68.
Genau rechtzeitig war ich wieder da, als gerade die Nummern 60-70 reingelassen wurden, und stellte mich natürlich vor den beiden dicken und ausnehmend hässlichen Amerikanerinnen wieder an. Auf einem Anschlag stand, dass zwei von den drei Medien-Seminaren, die es gibt, schon voll waren.
Ich eilte also zu der Liste, wo man sich für das dritte anmelden konnte, und siehe da: genau ein Platz war noch frei.
Ich war gerade noch dabei, meinen Namen in das Kästchen zu schreiben, als die dicke, sich ursprünglich vorgedrängelt habende Amerikanerin heranrollte und Einlass in das Filmseminar verlangte.
"Tut mir leid, der letzte Platz wurde gerade vergeben", sagte der English-Department-Mensch, und die dicke Amerikanerin blickte sehr säuerlich.
Ich musste mich beherrschen, bis ich das Gebäude verlassen hatte, um in ein von Herzen kommendes hämisches Gelächter auszubrechen:
MUHAHAHAHA!

Mittwoch, 17. Januar 2007

dinge, die in irland besser sind

- die Leute sagen "Sorry!" anstatt "EY!"

- Hunde, die auf der Strasse herumlaufen, aber keine Strassenkoeter sind, sondern von Herrchen oder Frauchen einfach morgens aus dem Haus gelassen werden und abends, wenn Herrchen oder Frauchen von der Arbeit kommt, wieder nachhause gehen.

- die nettesten Polizisten der Welt

- Butter! Bury me in Kerrygold!

- Tipperary

- man entwickelt eine tiefe, emotionale Beziehung zu seinem Foen.

- alte Maenner, die einen mitten auf der Strasse anhalten, um eine Scherzfrage zu stellen. Wenn man dann "I don't know" sagt, geben sie sich die Antwort selbst und laufen unter schallendem Gelaechter davon.
Beispiel: "Where do you get the cheapest drink in Galway?"
"I don't know."
(zeigt auf den voellig verdreckten Fluss): "There! Hohohoho!"

- aeltere Damen, die andauernd Dinge sagen wie:
"Have a nice cup of tea, love."

- Guiness, natuerlich. In Deutschland schmeckt es einfach nicht, selbst wenn es von Iren gezapft wird. Muss an der Luft liegen.

- man geht nicht einfach von seiner Wohnung in die Uni.
Man kaempft den einsamen Kampf des Menschen gegen die unbarmherzigen Elemente.

- jeder glaubt, dass man Drogen nimmt, wenn man seine Zigaretten selber dreht.

- Grace O'Malley.
Und: noch lebende Leute, die O'Malley oder O'Flaherty mit Nachnamen heissen und unglaublich geschmeichelt sind, wenn man sie fragt, ob sie mit Grace O'Malley verwandt sind.

- Deutschland sieht von hier aus viel huebscher aus. Mit mystischen Waeldern und ohne Taubenkacke und verhaeltnismaessig weniger Regen.

- Behindertenfreundlichkeit. Sogar auf den Binden-und-Tampon-Abfallbehältern auf oeffentlichen Damentoiletten steht in Blindenschrift drauf, dass das ein Binden-und-Tampon-Abfallbehälter ist. Ein beruhigender Gedanke für den Fall, dass ich mal während meiner Periode auf einer oeffentlichen Damentoilette ploetzlich erblinden sollte.

Dienstag, 9. Januar 2007

wzlfrm

hmpf... so viel zu meinem Plan, das nächste Semester an der Uni Galway von Deutschland aus übers Internet zu organisieren....

fäiler

so this is the new year...

... and I don't feel any different.

Meine letzte Woche in Deutschland hat begonnen. Nächsten Montag, morgens um 6.20 Uhr (!!!) werde ich mich in einen Flieger setzen und nach Irland zurückreisen.
Ich habe mich schon wieder so an Deutschland gewöhnt, dass ich es in Galway wahrscheinlich wieder eklig finden werde, weiße Bohnen aus der Dose zum Frühstück zu essen, um mein sexy Irish accent hat auch gelitten ("I don't knooo if I can gooo"), dafür hab ich jetzt wieder meinen viel sexieren German accent ("wery well").

Aber, ach, ich freu mich schon wieder auf meine Insel, denn der Döner kommt mir inzwischen schon wieder zu den Ohren raus, und auch vergleichsweise billiger Alkohol und Tabak geht irgendwann ins Geld.
Den Christian und den Benedikt will ich noch treffen in Bamberg, und dann kehre ich dir, Deutschland, bleiche Mutter, den Rücken und rühre mich nicht mehr bis der Mai schon mitten durchs Fenster will.

deutschland bleiche mutter

Freitag, 29. Dezember 2006

zwischen den jahren

Eben hab ich eine E-Mail an das English Department der Uni Galway geschickt und mich bitter geschämt, weil mein Englisch schon wieder rapide den Bach hinuntergeht.
Seit anderthalb Wochen bin ich jetzt wieder in Deutschland, aber es fühlt sich an wie mindestens drei Wochen.
Gleich, als ich ankam, hatte ich gleichzeitig das Gefühl, nie weggewesen zu sein UND das Gefühl, mindestens zwanzig Jahre weggewesen zu sein und überhaupt nichts mehr wiederzuerkennen. Lustigerweise erwartet mich genau dasselbe seltsame Doppelgefühl, wenn ich im Januar- nächstes Jahr- wieder nach Galway zurückkehren werde. Eine Zeitlang im Ausland zu wohnen bringt wohl zwangsläufig eine gewisse Schizophrenie mit sich: egal, wohin ich gehe, ich gehe immer nachhause und von zuhause weg.
Und Dinge ändern sich, und andere Dinge bleiben gleich.

Wenn ich nach Galway zurückkehren werde, wird nicht mehr Christian in meiner Wohnung wohnen, sondern John, der Mann aus Tipperary (über ihn dann mehr!).
Als ich nach Schweinfurt zurückgekehrt bin, wohnten meine Eltern in einem anderen Haus und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich ein Weihnachten in einer anderen Kirche, und zum ersten Mal war ich diesmal nicht die Tochter des Pfarrers dieser Kirche. Keine älteren Damen kamen zu mir, kniffen mich in die Backe und sagten, wie sie sich noch erinnern könnten, wie ich als Zweijährige nackt in ihrem Garten herumgekrochen bin, ach, als wär es gestern gewesen.
Es war nämlich nicht gestern.
Und als ich hierher kam, wo ich jetzt in diesem Augenblick sitze, nach Bamberg nämlich, in mein "richtiges" Zuhause, da hatten sie die Luitpoldbrücke endlich fertig. Das mit der Brücke wusste ich zwar schon vorher, aber jetzt bin ich tatsächlich über die Brücke gegangen und weiß noch nicht recht, was ich von ihr halten soll: ob sie für eine Kleinstadt wie Bamberg wirklich zu metropolitisch aussieht, oder ob Bamberg sich dieses Selbstbewusstsein nicht doch irgendwie leisten kann.
Die Brücke ist zweifellos größenwahnsinnig, aber Größenwahn ist doch irgendwie sexy. Und wenn er nicht ganz ernstzunehmen ist, kann Größenwahn sogar liebenswert sein, und das gilt sowohl für Menschen als auch für Städte.

Andere Dinge haben sich aber gar nicht geändert in Bamberg.
Das Odeon und das Lichtspiel gibt es gottlob noch - bei denen hab ich immer ein bißchen Angst, dass sie kaputtgehen könnten. Jetzt haben die ja sogar schon einen Verein, und Stuhlpatenschaften kann man übernehmen - Stuhlpatenschaften für Kinosessel! Einerseits rührend, dass so viele Menschen sich anstrengen, um die Kinos zu erhalten, andererseits bedenklich, dass sie das überhaupt nötig haben.
Und die Stolpersteine gibt es auch noch, von denen hab ich jetzt sogar ein paar neue entdeckt.
Und das leckere Bier gibt es auch noch, und meine Stamm-Dönerstände.
Und die Menschen gibt es auch noch, und zwei sind innerhalb Bambergs umgezogen.
Stefans neue Wohnung hab ich schon gesehen und für gut befunden.
Und meine WG, in der ich dreineinhalb Jahre lang gewohnt habe, gibt es nicht mehr.
Aber Sabines Wohnung gibt es noch, und in der sitze ich gerade, und aus den Lautsprechern klingt "La Maison oú j'ai grandi" von Francoise Hardy.

Samstag, 23. Dezember 2006

dinge, die in deutschland besser sind

- Weihnachten (weniger Regen und albern bunt blinkende Lichterketten, dafür mehr Glühwein und mehr Bäume)
- Brot
- Autobahnen
- Tabak (niemand glaubt, dass ich Drogen nehme, nur weil ich meine Zigaretten selber drehe)
- Döner für Zweifünfzig!
- pünktlich fahrende Stadtbusse
- zumindest ein Rest Hoffnung auf Schnee
- "Silent Night" heißt hier "Stille Nacht" , und ich kann den Text
- die stille Nacht ist auch wirklich ziemlich still
- die Weihnachtsansprache wird vom Bundespräsidenten gehalten und nicht vom Taoiseach, und "Bundespräsident" kann ich aussprechen
- deutsches Bier
- deutsche Frauen (Sabine, Sophie und Astrid, die ich schon getroffen habe, und Kathi und Marlene und Lena und Jasmine und vielleicht Johanna, die ich hoffentlich noch treffen werde)
- deutsche Männer (Stefan und Jasper und Sebastian....)
(die wären in Irland auch alle gut, aber sie wohnen nun mal hier)

Donnerstag, 14. Dezember 2006

liebesgrüße aus belfast

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Lesenswert

Terry Eagleton
The Truth About the Irish


Heinrich Böll
Irisches Tagebuch

W.B.Yeats
Fairy Tales of Ireland



Zadie Smith
White Teeth

Patrick Marber
Closer

Jasper Fforde
The Eyre Affair


Charles Dickens, Latif Doss
Great Expectations

Anne Chambers
Granuaile

Pat O'Shea
The Hounds of Morrigan

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Zuletzt aktualisiert: 18. Apr, 17:43

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