Mittwoch, 13. Dezember 2006

der abschied naht

Weil manche Erasmen zwei Semester in Galway bleiben, so wie ich, und manche nur ein Semester, werde ich im Januar hierher zurückkehren und einige Leute nicht mehr vorfinden, die mir im Laufe des letzten halben Jahres ans Herz gewachsen sind.

Deswegen haben wir gestern abend bei Johanna eine kleine Abschiedsfeier gemacht
(Eigentlich war es aber eher ein Abschiedsfeuer, Johanna hat nämlich einen Kamin), um drei Herren Adieu zu sagen, die ich im nächsten Semester schmerzlich vermissen werde.

Da ist zum Einen natürlich der beste Mitbewohner, den ich je hatte: Christian "Hase" H., den ich vermissen werde, weil er immer alles weiß (wann Chorproben stattfinden; wie man Wäsche, die man eigentlich mit der Hand waschen muss, in der Waschmaschine wäscht), weil er immer so lustige Geräusche macht, weil seine Nase so zuckt, weil er earbags mit kleinen Rentieren drauf über seine Ohren tut, weil er ein WLAN-flüsterer ist, weil er die Soundtracks von allen Disney-Filmen hat; weil er der einzige Mensch auf der Welt ist, der Tee kaut, anstatt ihn zu trinken; und weil er ein Heldentenor ist.

keep rockin', hase!

Ein weiterer junger Mann, der das Land verlassen wird, ist Christopher "MacGyver" W., den ich vermissen werde, weil er die allerbesten Fotos macht; weil er immer ein Taschenmesser (oder, wie seine schweizer Freundin sagen würde: "Sackchmessr") dabeihat; weil er wilde Geschichten von falschen Nonnen in Israel erzählen kann, die Abendmahlswein schnorren; weil er sich unter der Kapuze von seinem Kapuzenpulli versteckt, wenn ihm etwas peinlich ist; weil er schwere Schicksalsschläge mit Stil zu tragen weiß; weil er für einen Hetero-Mann wirklich erschreckend gut gekleidet ist.

wie sollen wir ohne dein sackchmessr nur jemals unsere weinflaschen aufkriegen?

Zu guter Letzt: auch Benedikt wird gehen.
Und Benedikt werde ich vermissen, weil ich Benedikt vermissen werde.

baer

Dienstag, 12. Dezember 2006

sinead o'connor

Ich habe heute die letzte Klausur dieses Semesters geschrieben und mir gleich zur Belohnung ein Album dieser Dame gegönnt, die von Terry Eagleton als "prächtigster Exportartikel Irlands" bezeichnet wird.

Natürlich ist es doof, bei dem Namen Sinead O'Connor immer nur an dieses eine Lied zu denken, aber dieses Video ist immer noch ziemlich großartig.

/>/>

Dienstag, 5. Dezember 2006

vorfreude

So langsam freue ich mich wieder so richtig auf Bamberg.

Angeblich ist die neue Brücke ja jetzt fertig, aber das glaube ich erst, wenn ich es mit meinen eigenen Augen gesehen habe.
Und Stefans neue Wohnung will ich auch mit meinen eigenen Augen sehen.
Und köstliches Bamberger Bier trinken, am liebsten mit dem Jasper.
Und Kaffee trinken mit den Maedels im Café Mueller.

cafe-mueller

sophie-im-cafe-muller

Hier in Galway war in den letzten Tagen das Wetter ganz scheußlich.
Kalt ist es nicht, aber der Wind und der ewige Regen machen mich ganz verrückt.
In Bamberg weht es wenigstens nicht so, und vielleicht gibt es sogar Schnee.

Donnerstag, 30. November 2006

a guiness a day keeps the doctor away

a-guiness-a-day

Montag, 27. November 2006

little miss infinity who lives at number nine

Steve Murray ist nicht nur ein Slampoet aus Galway, sondern auch ein Freund von mir. Haette er es mir nicht gesagt, ich haette es nie erfahren: dass da eine Ausstellung ist in einem der aeltesten Haeuser Galways, Number 9 Henry Street.

Ich also hin.
Hin und weg.

Das Haus ist an sich, so, wie es ist, schon eine Kunstinstallation, und wenn dann noch Roisin Coyles fantastische Bilder an der Wand haengen und Steves Gedicht vom Band laeuft -

childhood-fear

Es war beklemmend und entzueckend, beaengstigend und wunderbar.
Viele kleine alte Schlafzimmer mit gusseisernen Bettgestellen, in denen Alptraeume heraufbeschworen werden, wie nur Kinder sie haben koennen, aber der Trost und die Waerme gleich mit. Auf einem Nachttisch lag ein Tagebuch des kleinen Maedchens, das hier nie gewohnt hat. In Bunststiften und riesigen, krakeligen Buchstaben: Traeume, die hoffentlich nie getraeumt wurden.
In einem Zimmer sass eine aeltere Frau auf der Bettkante, ein Neugeborenes auf dem Arm, und, nein, sie war nicht Teil der Ausstellung, sondern Erbin dieses Hauses, mit der uebernaechsten Erbin im Arm.

Das verstoerendste war der Geruch. Nur ein Reisig-gedecktes Haus, das 300 Jahre lang im Atlantikwind stand, kann so riechen.

clew bay

von galway aus gesehen ein bay weiter noerdlich

Oh, no; 'twas not for sordid spoil
Of barque or seaboard borough
She ploughed, with unfatiguing toil,
The fluent, rolling furrow;
Delighting on the broad back'd deep,
To feel the quivering galley
Strain up the opposing hill, and sweep
Down the withdrawing valley.

strasse-auf-achill-island

Or, sped before a driving blast,
By following seas up-lifted,
Catch, from the huge heaps heaving past
And from the spray they drifted,
And from the winds that tossed the crest,
Of each wide-shouldering giant,
The smack of freedom and the zest
Of rapturous life defiant.

blick-von-achill-head

Sweet when crimson sunsets glow'd
As earth and sky grew grander,
Adown the grass'd unechoing road,
Atlanticward to wander,
Some kinsman's humbler heart to seek
Some sick bedside, it may be,
Or, onward reach, with footsteps meek,
The low, grey, lonely abbey.

kylemore-abbey

Samstag, 18. November 2006

irish breakfast

lecker

Die Faszination des Abscheulichen.

Mittwoch, 15. November 2006

in sligo war ich ja auch

Ich bin wieder in Galway und erinnere mich wieder an Dinge, die geschehen sind, bevor ich wegen dem Slam fuer eine Woche nach Deutschland geflogen bin.
Ich war naemlich am ersten Novemberwochenende mit meinem irischen Chor in Sligo, wo wir nachts besoffen durch vornehme Hotellobbys torkelten und barbarische Gesaenge zum besten gaben.

Und Tommy, the leprechaun guy, war so gut und hat seine Videos inzwischen online gestellt....

/>/>

Wer mich in dem Video ausfindig machen kann, gewinnt Tommys Telefonnummer!

Donnerstag, 9. November 2006

plötzlich wieder schland und dann auch noch national slam

Deutschland ist stabiler als Irland, und schneller und schwerer und einen Tick dunkler. Das könnte an den Wäldern liegen, die es hier gibt und in Irland nicht. In München schmeckt die Luft nach Tannen und Föhnwetter, und das Bier schmeckt gar nicht so viel besser, als ich erwartet hatte, der Döner dafür umso mehr.

Die Schrannenhalle in München ist so eine Art Freßhalle, in der sich der Viktualienmarkt unter einem Dach einfach fortsetzt.
Es stehen jede Mengen bessere Buden herum, wo es besseres Essen zu kaufen gibt. Im Gegensatz zu den Buden auf dem Markt haben die Buden in der Halle jedoch Dachterrassen auf ihren besseren Dächern, wo man Sofas und Tische draufstellen kann.
Auf diesen Sofas sitzen am Dienstagnachmittag jede Menge Slampoeten, professionelle, halbprofessionelle und Dilettanten. Vielleicht sind auch alle irgendwie Dilettanten, wer weiß.

Falls irgendjemand noch nicht weiß, was ein Slampoet ist:
ein Slampoet ist ein Mensch, der an Poetry Slams teilnimmt. Das heißt, er schreibt Gedichte (oder auch prosaische Texte), liest sie zuhause seinen Eltern oder Mitbewohnern vor, stellt dabei fest, dass der Text scheiße zum Vorlesen ist, arbeitet ihn nochmal komplett um und nimmt sich vor, an dieser oder jener Textstelle die Stimme oder den Arm zu heben.
Dieser Vorsatz bewirkt die Transformation von einem gewöhnlichen Text zu einem so genannten Slampiece.
Dann lernt der Slampoet den Text auswendig oder auch nicht und geht zu einem Poetry Slam, wo viele andere Slampoeten sind und ein MC, ein Master oder eine Mistress of Ceremony, banaldeutsch auch Moderator genannt, und natürlich auch Publikum, das nicht "Slam Audience" oder sowas heißt, sondern einfach nur Publikum.
Die vielen Slampoeten gehen dann nacheinander mit ihren auswendig gelernten Slampieces oder ihren Zetteln in ihren zitternden Händen auf die Bühne und performen ihre Texte, das heißt, sie tragen sie vor und heben im Idealfall auch wirklich den Arm oder die Stimme an der richtigen Stelle.
Das Publikum entscheidet dann, welcher Pöt ihnen am besten gefallen hat, und am Ende hat einer gewonnen.

Aber das hier ist kein gewöhnlicher Slam. Das hier ist der verdammte National Slam. Deswegen wuseln die Slampoeten auf der Dachterrasse der besseren Fressbude in der Schrannenhalle an diesem Dienstagnachmittag auch so aufgeregt umeinander, schreien mit viel zu piepsigen Stimmen "Hallo!", wenn sie jemanden treffen, den sie kennen, oder fallen Leuten um den Hals, die sie eigentlich gar nicht so gern mögen, einfach weil sie so aufgeregt sind.
Denn beim National treten die besten Slampoeten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz an, und es geht um den Titel des Deutschen Meisters, in München.

Meine Handflächen sind schwitzig, als ich die Dachterrasse der besseren Fressbude betrete, und ich frage die [setze hier ein beliebiges deutsches Wort für den albernen Ausdruck "Crew-Members" ein] viel zu oft nach organisatorischen Details, die ich eigentlich auch in der Informationsbroschüre hätte nachlesen können.
Auf einem der Sofas sitzend murmle ich, wie so viele hier, ein einigermaßen auswendig gelerntes Slampiece in mich hinein und rufe viel zu laut "Hallo!" als ich Mia und Nora aus Bamberg entdecke.
Mia sieht sehr schön aus mit ihren jetzt so kurzen Haaren, wie meine Mutter, als sie jung war, und Nora, meine Godmother, fühlt sich an wie Kimya Dawson, als sie mich umarmt, und ich bin froh, sie zu sehen, und aufgeregt bin ich und rede zu schnell, und Nora zeigt mir Leute und alle stehen in Grüppchen herum, alles Slampoeten, alles Dichter, alle auf Adrenalin bis auf Sebastian Krämer, der auf die Frage, ob er aufgeregt sei, ein ganz erstauntes "Nö" antwortet, und später am Abend setzt sich Mia neben mich auf einen Plastikrasen und sagt:
Es ist wie früher im Skilager.

Nächsten Montag fliege ich wieder nach Hause, wo die Luft als Wind vom Meer kommt und das Land leichter und heller, das Bier dafür aber schwerer und dunkler ist.
Aber was heißt schon "Nach Hause".

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

auf wiedersehen, irland
hirnklatsche - 18. Apr, 17:43
Nur noch neun Tage? Ui,...
Nur noch neun Tage? Ui, ich hatte irgendwie abgespeichert,...
JanSchmidt - 12. Apr, 02:46
vorvorvorletzter blogeintrag...
Noch 9 Tage werde ich in diesem schoenen Land verbringen,...
hirnklatsche - 11. Apr, 15:27

Lesenswert

Terry Eagleton
The Truth About the Irish


Heinrich Böll
Irisches Tagebuch

W.B.Yeats
Fairy Tales of Ireland



Zadie Smith
White Teeth

Patrick Marber
Closer

Jasper Fforde
The Eyre Affair


Charles Dickens, Latif Doss
Great Expectations

Anne Chambers
Granuaile

Pat O'Shea
The Hounds of Morrigan

Suche

 

Status

Online seit 6852 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 18. Apr, 17:43

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren