Sonntag, 29. Oktober 2006

gruslig II

Ach, nicht so schlimm, wie? Hat ja Leonardo auch gemacht, wa?
Ich sage euch, der Mumiendoktor war nur ein Fore-shadowing hiervon:

schädelschande

Donnerstag, 26. Oktober 2006

Der Eso-Typ

In Philosophie gehe ich jetzt eigentlich nur noch in zwei Vorlesungen: Marxismus und Existenzialismus. Einen Schein werde ich wahrscheinlich in keiner von beiden machen, aber beide sind bei meinem akutellen Lieblingsprof, Professor Mahon.
Ich schaetze ihn auf um die Sechzig. Zu seinen Veranstaltungen erscheint er immer top gekleidet, in Anzug mit Krawatte, und nicht etwa in einem C&A-Anzug, nein, Professor Mahons Anzuege waren offensichtlich teuer, jedenfalls sind sie sehr geschmackvoll. Sogar geschmackvolle Krawatten traegt er, und das ist, wie mir jeder Mann bislang bestaetigte, die wahre Kunst des sich-geschmackvoll-Kleidens.
Das Ueberraschende an Professor Mahons Erscheinung ist jedoch, dass aus seinem geschmackvollen Hemdkragen ein Kopf ragt, den man ungefaehr mit dem Kopf eines wahnsinnigen Kranichs vergleichen kann.
Sein Haar, das nicht etwa grau, sondern immer noch schwarz ist (oder gefaerbt, was ich aber nicht glaube), steht trotz seiner schuetteren Beschaffenheit in alle Richtungen ab, die blauen Augen hinter den Brillenglaesern sind immer weit aufgerissen, und alles in allem hat seine Mimik etwas Vogelhaftes, eine Art zurueckhaltende Nervositaet.
Seine Stimme ist jedoch, wie die bisherige Beschreibung vermuten lassen koennte, keineswegs schrill und laut, sondern sanft, fast zu leise, und seine Art zu reden weckt aus einem mir selbst nicht bewussten Grund die Vermutung, er haette als Kind gestottert und man haette ihm das Stottern wieder abtrainiert.
Ich setzte mich immer ziemlich weit vorne in die Vorlesungsraeume, damit ich Professor Mahon auch akustisch verstehen kann. Zum Glueck gehoert er aber zu den Dozenten hier an der Uni, die zu Beginn einer Sitzung das Skript mit dem Wortlaut der Vorlesung an die Teilnehmer austeilen.
(Wer die Kopierkosten bezahlt, ist mir schleierhaft, die philosophische Fakultaet vermutlich.)
Das sind immer meine Lieblingsvorlesungen: gemuetlich drinsitzen, einen Pappbecher mit Tee in der einen, einen Bleistift in der anderen Hand, Professor Mahons sanfter Stimme lauschen und ab und zu etwas in dem Skript mit Bleistift unterstreichen. Kein hektisches Mitschreiben, kein stressiges Fragenstellen.
Traumhaft. So sollte es immer sein.

Waere da nicht… der Eso-Typ.
Der Mann, der meine Traumvorlesungen jede Woche wieder in einen Albtraum verwandelt.
Das Haar in meiner Suppe, die Fliege in meinem Chardonnay, der Missklang inmitten eines Chopin- Klavierkonzerts.
Der Eso-Typ!

Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass der Eso-Typ ein amerikanischer Austauschstudent ist, der keineswegs aelter als 17 Jahre sein kann.
Wie er wirklich heisst, weiss ich nicht, und es ist mir auch egal.
In wallende pseudo-buddhistisch angehauchten Gewaendern wandelt der, den ich nur den Eso-Typen nenne, ueber den Campus und versprueht eine angespannte Abgehobenheit, eine religioes-fanatische Besserwisserei gepaart mit an Hysterie grenzender Arroganz, von der ich nicht weiss, ob sie typisch amerikanisch oder typisch pubertaer oder beides ist.
Der Eso-Typ ist einer von den Menschen, die Philosophie studieren, um irgendwie tiefsinnig zu wirken und dadurch mehr Frauen ins Bett zu kriegen, jedenfalls studiert der Eso-Typ bestimmt nicht Philosophie, weil er irgendetwas herausfinden moechte. Vielmehr scheint er dieses Fach gewaehlt zu haben, um allen Leuten erzaehlen zu koennen, was er schon weiss, naemlich: alles.

Dieser Typ unterwandert meine Lieblingsvorlesungen bei Professor Mahon, in jeder einzelnen Sitzung.
Seine Beitraege unterscheiden sich von normalen Diskussionsbeitraegen wie eine nette E-Mail von einem Freund sich von einer enlarge-your-penis-Spam-Mail unterscheidet. Er sagt eigentlich nichts, und schon gar nichts, was irgendwie mit dem Thema zu tun haette.
Er labert einfach. Minutenlang.

Anfangs hat Professor Mahon noch versucht, auf das einzugehen, was der Eso-Typ sagt. Als er zum Beispiel behauptete, die USA seien Gottes auserwaehltes Volk, wandte Professor Mahon noch sanft ein, dass das auch schon andere Voelker von sich behauptet haetten. Weil der Eso-Typ solche Bemerkungen aber waehrend einer Existenzialismus-Vorlesung im Fuenfminutentakt dem Gehege seiner Zaehne entweichen laesst, sagt Professor Mahon nur noch „Ok“ und macht einfach weiter mit der Vorlesung, ein still leidendes Laecheln im Gesicht, still leidend wie alle Philosophiestudenten, deren Dienstagvormittag jede Woche von dieser Patchouli-Rosette ruiniert wird.

Doch letzten Dienstag geschah etwas Wunderbares.

Es ging im Simone de Beauvoir und den Zusammenhang zwischen Existenzialismus und Feminismus. Professor Mahon hatte gerade einen Abschnitt des Textes beendet, blickte auf und fragte, ob jemand etwas dazu beitragen moechte.
Natuerlich meldete sich als Erster der Eso-Typ.
(Was noch dazu kommt, ist ja, dass man sich in irischen Unis nicht durch Handheben meldet, sondern einfach losredet, so dass erst recht nichts und niemand den Eso-Typen aufhalten kann.)
Der Eso-Typ laberte also fuenf Minuten lang, Professor Mahon sagte „ok“ und fragte dann, ob vielleicht auch eine Frau etwas dazu sagen moechte (schliesslich ging es ja um Frauen, und der Prof hatte damit die perfekte Entschuldigung dafuer, den Eso-Typen von weitern Bemerkungen abzuhalten).
Eine aeltere Dame aus der zweiten Reihe setzte an, etwas dazu zu sagen, aber kaum hatte sie drei Saetze geredet, als der Eso-Typ sie auch schon unterbrach.
„Was faellt dir ein, mich zu unterbrechen?“ herrschte sie ihn an, doch er redete einfach weiter.
„Kannst du mich vielleicht mal ausreden lassen, du Arschloch? Halt’s Maul! Halt endlich dein Maul!“
Der Eso-Typ, ohne seinen Redefluss zu unterbrechen und mit seiner geballten scheinheiligen Dreistigkeit: „Warum beschimpfst du mich? Hab ich dir irgendetwas getan?“
Die Dame begann, ihre Tasche zusammenzupacken, stand auf und sagte laut (waehrend der Eso-Typ immer noch weiterredete): „So kann ich nicht arbeiten. Ich gehe jetzt und komme erst wieder, wenn dieser Idiot aus dieser Vorlesung verschwunden ist.“
Mit diesen Worten rauschte sie zur Tuer, die sie schwungvoll hinter sich zufallen liess.
Erst zoegernd, dann immer lauter setzte der Applaus ein, bis alle Studenten, die die Existenzialismus-Vorlesung bei Professor Mahon am Dienstagvormittag besuchen, klatschend und trampelnd ihrer Begeisterung darueber Ausdruck verliehen, dass ihr stilles Leiden zumindest fuer diesen Moment ein Ende gefunden hat.

Montag, 23. Oktober 2006

abt. ereignisse, die ich verpasst habe

execution

Dazu passend hab ich mir von Christian die Idee abgeschaut, nichtlustig- Cartoons online zu stellen, in denen es um Schafe geht.

todesstrafe

irisch zu abend gegessen

Ein bekanntes irisches Traditionsgericht hört auf den klangvollen Namen "Kartoffeln mit Stippe".
Irische Landarbeiter pflegten nämlich früher ihre Kartoffeln in einen Teller mit Salz zu stippen, und, wenn kein Salz greifbar war, stippten ihre Kartoffeln quasi symbolisch in den leeren Teller auf dem Tisch.

Hier ein Klagelied aus der Zeit der irischen Hungersnot:


Oh, the praties they are small,
Over here, over here!
Oh, the praties they are small,
Over here!

Oh, the praties they are small
And we dig them in the fall,
And we ate them coats and all,
Full of fear, full of fear.

Oh, I wish we all were geese,
Night and morn, night and morn!
Oh, I wish we all were geese,
Night and morn!

Oh, I wish we all were geese,
For they live and die at peace,
Till the hour of their decease,
'Atin' corn, 'atin' corn.

Oh, we're down into the dust,
Over here, over here!
Oh, we're down into the dust,
Over here!

Oh, we're down into the dust,
But the God in whom we trust,
Will yet give us crumb for crust,
Over here, over here!

Freitag, 20. Oktober 2006

universitaetsbibliothek auf irisch

may he fail on examination day

Wer einzelne Kapitel aus Buechern der Unibibliothek herausreisst,
wird mit Fluechen und Schmaehungen gestraft.
Die Bib sieht dies jedoch keineswegs als ausreichenden Grund an, das Buch aus dem Sortiment zu nehmen... vielleicht, damit jeder die Schmaehungen lesen kann und sie sich zu Herzen nimmt?

"Universitätsbibliothek" heisst auf Irisch übrigens "Leabhar"....

Freitag, 13. Oktober 2006

gruslig

da wirft man mal unbedarft einen blick auf spiegel online, um zu sehen, wie die dinge im heimatland so stehen, und was findet man?

mumien1

das bild einer mumie, die sich als doktor ausgibt, der mumien untersucht.
das jagt selbst hartgesottenen piratenkapitaeninnen einen schauer ueber den ruecken.

Montag, 9. Oktober 2006

Boat Trip ohne Boat

An der Uni Galway gibt es ja Societies für alles Mögliche.
Es gibt zum Beispiel den Chor, es gibt aber die Gay-in-Galway-Society und sogar eine Chocolate-Society. Der Sinn einer Society besteht darin, dass Studenten, die irgendetwas gemeinsam haben (wie zum Beispiel Musikalität, die sexuellen Präferenzen oder die Vorliebe für Schokolade) sich einmal die Woche treffen, um sich zu betrinken.
Manche Studenten teilen auch eine besondere Liebe zu Frankreich, Spanien oder Deutschland, und dafür gibt es dann die French, Spanish und German Society.

Eine British Society gibt es uebrigens nicht.

Irgendwie finde ich es ein bisschen komisch, als deutsche Austauschstudentin der German Society beizutreten, denn schließlich wurde diese Society für Iren mit einem besonderen Interesse an Deutschland und nicht für Deutsche mit einem besonderen Interesse an Irland gegründet. Außerdem bin ich schon im Chor, und man soll es ja auch nicht übertreiben mit dem Alkohol.
Aber die German Society, so wurde mir gesagt, veranstaltet zu Beginn jedes Semesters eine Bootsfahrt den River Corrib hinauf bis zum Lough Corrib und zurück, und dabei soll es kostenlos Wein geben, und wo Wein ist, sollten Weib und Gesang nicht fehlen.
Außerdem hoffe ich, vielleicht einen Blick auf Hen’s Castle werfen zu können.
Wir versammeln uns also vor der Kathedrale, die Deutschen wie immer pünktlich, die Iren wie immer eine Viertel- bis halbe Stunde zu spät.
Ein rothaariges Pickelgesicht ( die Iren sind keineswegs alle rothaarig, vielmehr sind die redheads auch hier die Ausnahme und werden ab und zu noch als Hexen verbrannt) führt uns zu einem Kai oberhalb der Schleuse, und da stehen wir dann.
Irische Germanistikstudenten, deutsche Erasmen und die Germanistik-Dozenten der Universität, wobei letztere ausnahmslos aus Deutschland stammen.
Da stehen wir eine Viertelstunde, eine halbe Stunde, der Wind zaust uns das Haar, und es regnet und sonnenscheint abwechselnd im Fünfminutentakt.
Ein Boot ist weit und breit nicht zu sehen.
Einer der Dozenten kommt zu uns und sagt, es dauert noch zwanzig Minuten, sie müssen erst noch ein bisschen Wasser aus dem Fluss ablassen.
Wie bitte?
Ja, der Wasserstand ist zu hoch, und deswegen passt das Boot nicht unter der Brücke durch. Sie machen jetzt die Schleusen auf und lassen noch mehr Wasser ab.
Aha.

Der Dozent entfernt sich unter unseren ratlosen Blicken.
Wasser ablassen? Aus einem FLUSS? In zwanzig Minuten?
Es regnet wieder, wir setzen unsere Kapuzen auf und spannen unsere Regenschirme, und kaum sind wir alle regenfest, hört es wieder auf zu regnen und die Sonne kommt hinter den Wolken hervor.
Der Himmel ist voller Regenbogen und der Fluss voller Schwäne.
Vielleicht, wenn wir die Schwäne aus dem Fluss nehmen, witzelt einer, dann sinkt der Wasserstand so, dass das Boot unter der Brücke durchpasst.
Eine Stunde ist vergangen und mich fröstelt.
Ich gehe los mit Christopher und Benedikt und Sarah, und wir holen uns einen Tee. Tee! Dieses dampfende Engelsgetränk in braunen Pappbechern, dieser Nektar der Durchnaessten...
Als wir nach zehn Minuten zurückkehren, ist immer noch kein Boot da, und die ganze Truppe zieht sich langsam zurück Richtung Campus.
Was ist denn jetzt? fragt Sarah, das einzige rothaarige irische Mädchen, das ich kenne (es haben sich schon Touristen mit ihr fotografieren lassen, behauptet sie).
Der Boat Trip wurde abgeblasen, sagt ein Typ, sie kriegen das Boot nicht unter der Brücke durch.

Es ist wohl doch nicht so einfach, mal eben ein bisschen Wasser aus dem River Corrib abzulassen, damit der Wasserstand sinkt. Dafür werden wir jetzt von der German Society in die College Bar eingeladen, damit wir wenigstens unseren kostenlosen Wein kriegen, denn, wie gesagt, das wichtigste Ziel einer jeden Society ist Rausch durch Alkohol, und niemand regt sich wirklich darüber auf, dass die Bootsfahrt ausgefallen ist, denn den Wein kriegen wir ja trotzdem und außerdem war es doch ganz nett, so am Fluss herumzustehen und ein bisschen zu quatschen.

Montag, 2. Oktober 2006

merlin castle

Gestern war ja wieder Sonntag, und es hat nicht geregnet.
Leider war Christopher mitsamt Auto anderweitig unterwegs, deshalb blieben uns nur zwei Moeglichkeiten, wenn wir auf unseren Ausflug nicht verzichten wollten:
der Stadtbus oder unsere eigenen kleinen Fuesse.

Besonders weit reisen konnten wir nicht, also suchten wir den Stadtplan nach gruenen Flecken ab und fanden das hier:

Merlin-Park

Es ist ein Park, aber auch ein Wald, und gehoert zu einer Entzugsklinik, ist aber trotzdem oeffentlich. Ein seltsamer Ort, mit Brombeerranken und Efeu ueberwuchert.
Und: mitten in diesem Wald steht eine Burgruine, die noch so gut erhalten ist, dass man bis in den zweiten Stock klettern kann, ohne dass alles einstuerzt.
"Merlin's Castle" heisst dieser Ort, aber das Internet weigert sich hartnaeckig, irgendwelche Informationen darueber auszuspucken.

merlin

Hat der echte Merlin hier gewohnt, der beruehmte Zauberer aus der Artussage?
Oder wurde die Burgruine erst vor zwanzig Jahren gebaut und "Merlin's Castle" genannt, um Touristen anzulocken?
Ist vielleicht die ganze Burg samt Wald eine gewaltige Illusion, gewoben von jahrtausendealter Magie?

Freitag, 29. September 2006

was man hier sonst so macht

es regnet draussen, und wenn ich nicht verkatert bin, bin ich erkältet. was also tun, wenn alle texte für die uni und die biografie von grace o'malley gelesen sind?
komische geräusche produzieren, indem man sich auf den backen herumklopft?
selbst das wird irgendwann langweilig.

also spielt man halt uralte computerspiele.
erinnert sich jemand an "Secret of Mana", jenes großartige Fantasy-Adventure für den SNES aus dem jahre... äh.... 1994?
dieses spiel an sich ist schon ein quell ewiger freude, aber es kommt noch besser:
ich habe nämlich im internet ein mana-theater gefunden, eine art seifenoper in spielegrafik, mit all meinen alten freunden aus dem manaland.

manatheater

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

auf wiedersehen, irland
hirnklatsche - 18. Apr, 17:43
Nur noch neun Tage? Ui,...
Nur noch neun Tage? Ui, ich hatte irgendwie abgespeichert,...
JanSchmidt - 12. Apr, 02:46
vorvorvorletzter blogeintrag...
Noch 9 Tage werde ich in diesem schoenen Land verbringen,...
hirnklatsche - 11. Apr, 15:27

Lesenswert

Terry Eagleton
The Truth About the Irish


Heinrich Böll
Irisches Tagebuch

W.B.Yeats
Fairy Tales of Ireland



Zadie Smith
White Teeth

Patrick Marber
Closer

Jasper Fforde
The Eyre Affair


Charles Dickens, Latif Doss
Great Expectations

Anne Chambers
Granuaile

Pat O'Shea
The Hounds of Morrigan

Suche

 

Status

Online seit 6859 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 18. Apr, 17:43

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren